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Taxonomie:
 | Familie: Rickettsiaceae (siehe auch Rickettsien-Diagnostik) |
 | einzige humanpathogene Spezies der Gattung Coxiella |
Eigenschaften:
 | Coxiella ist kleines, unbewegliches, polymorphes, gramnegatives Bakterium |
 | hohe Umweltresistenz:
 | Bildung von Dauerformen →
hohe Resistenz gegenüber Austrocknung, chemischen und physikalischen
Einflüsse → Coxiella burneti kann
außerhalb von Zellen in Staub, Heu, Wolle etc. monate- bis jahrelang zu
überleben |
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 | Coxiella wächst ausschließlich intrazellulär in eukaryotischen Zellen |
 | Das Lipopolysaccharid (LPS) auf der Zelloberfläche von Coxiella
burnetii zeigt eine Antigenphasen-Variation in Abhängigkeit von den
Umweltfaktoren:
Lipopolysaccharid |
Vorkommen |
Eigenschaften |
LPS-Moleküle der Phase
1 |
 | bei niedrigen Passagezahlen in der
Kultur (unter 10)
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 | bei chronische Coxiella-Infektionen |
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 | Schutz vor der Lyse in den Phagolysosomen der
Makrophagen |
 | Coxiella werden maskiert und sind somit dem Immunsystem nicht oder nur unzureichend
zugänglich |
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LPS-Moleküle
der Phase 2 |
 | nach hohen Passagezahlen in der Kultur
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 | bei akuter und chronischer Q-Fieber-Erkrankung
(zunächst IgM- und später auch IgG-Antikörper) |
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 | immunogener als Phase 1-Antigene |
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Pathophysiologie:
 | Aufnahme durch Makrophagen → Coxiella vermehren sich
in Phagolysosomen (dienen eigentlich der Infektionsabwehr) →
Unterwanderung der Infektabwehr |
serologischer Nachweis:
Methode
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Norm
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Phase1-IgG-ELISA
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negativ
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Phase1-IgA-ELISA
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negativ
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Phase2-IgG-ELISA
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negativ
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Phase2-IgM-ELISA
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negativ
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KBR
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bis 1:10
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indirekter IFT
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1: <40
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Interpretation:
Phase1
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Phase2
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Interpretation
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IgG-ELISA
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IgA-ELISA
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IgG-ELISA
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IgM-ELISA
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(↑)
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n
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↑↑
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↑ bis ↑↑
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akute Infektion
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chronische Infektionen:
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↑ bis
↑↑
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n bis ↑
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↑↑↑
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↑↑ bis ↑↑↑
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 | granulomatöse Hepatitis |
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↑↑ bis ↑↑↑
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↑↑ bis ↑↑↑
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↑↑ bis ↑↑↑
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↑ bis ↑↑
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 | Endokarditis |
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Erklärung: n: nicht erhöht, ↑
schwach erhöht, ↑↑ mäßig
erhöht, ↑↑↑ stark erhöht
 | bei einer akuten
Coxiella-Infektion werden (fast) ausschließlich Antikörper
gegen Phase-2-LPS gebildet. |
 | bei einer beginnenden oder be stehende chronische Infektion
sind hohe Anti-Phase-2-Antikörpertiter
und erhöhte Anti-Phase-1-Antikörper nachweisbar |
Erregerdirektnachweis:
 | direkter IFT |
 | Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus Blut oder
Gewebebiopsien |
 | eine Anzucht des Erregers ist nicht möglich! |
Epidemiologie:
 | jährlich werden in Deutschland bis zu 100 Fälle von Q-Fieber gemeldet |
 | weltweite Verbreitung, auch Deutschland |
 | In Mitteleuropa treten sporadische Fälle oder
seltener Kleinepidemien auf
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 | Zoonose → Risikoklientel:
 | Schlachter |
 | Tierfellverarbeiter |
 | Tierhalter |
 | veterinärmedizinisches Personal |
 | Laborpersonal |
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Übertragung auf den Menschen:
 | Coxiella ist hochkontagiös! |
 | Der Mensch infiziert sich meist durch Inhalation
erregerhaltigen Staubes oder direkten Kontakt zu
infizierten Tieren übertragen (bis zu 2 km
entfernt von infizierten Tierherden) →
Infektion über kontaminierte Kleidung ist
möglich |
 | eine Infektion über Rohmilch (klinisch gesunde Tiere) ist möglich |
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Reaktivierung einer Infektion während der Gravidität der Tiere →
hohe Keimdichte in Gebärmutter und Mammae →
Geburtsprodukte sowie kontaminierte Neugeborene sind hoch infektiös
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 | kontaminierten Wäschestücke |
 | Biß infizierter Zecken |
 | Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung
ist selten |
Reservoir:
 | infizierte Paarhufer:
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 | weitere Überträger:
 | Katzen |
 | Hunde |
 | Kaninchen |
 | Wildtiere (Rehe, Füchse etc.) |
 | Vögel |
 | kleine Beuteltiere |
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 | Arthropoden →
Reservoir und wichtige Vektoren:
 | Läusen |
 | Milben |
 | Fliegen |
 | sowie über 40 Zeckenspezies (in Deutschland
meist Dermacentor
marginatus) |
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 | Ausscheidung (der Tiere) über:
 | Kot |
 | Urin |
 | Milchprodukte
(Rohmilch, Rohkäse) |
 | Genitalsekrete |
 | Plazentagewebe, Fruchtwasser.
Fruchthüllen |
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 | Die infizierten Tiere sind oft nur subklinisch erkrankt
(keine Symptome). |
 | Eine direkte Mensch-zu Mensch-Übertragung
wurde nur selten beschrieben:
 | Übergang einer maternalen Infektion
auf den Feten |
 | perinatale Infektion der Geburtshelfer |
 | Bluttransfusion |
 | Knochenmarktransplantation |
 | Autopsie |
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Inkubationszeit:
 | 2-3 Wochen |
 | Die Inkubationszeit ist abhängig von der Infektionsdosis
→
Verkürzung bei massiver Exposition. |
Klinik:
 | Q-Fieber (query fever)
 | Synonyme:
 | Schlachthausfieber |
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 | in 50 % der Fälle asymptomatischer oder
milder grippeähnlicher Verlauf mit Spontanheilung in 1–2 Wochen |
 | Beginn der Infektion:
 | hohes Fieber |
 | Schüttelfrost |
 | Muskelschmerzen |
 | ausgeprägten Stirnkopfschmerzen |
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 | meist atypische
interstitielle Pneumonie (Eintrittspforte) |
 | systemische fieberhafte Infektion:
 | Fieber kann bis 2 Monate dauern |
 | Herzbeteiligungen:
 | Myokarditis |
 | Perikarditis |
 | Endokarditis mit Schädigung der Aortenklappe |
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 | Hepatitis |
 | Meningoenzephalitis |
 | Darmblutungen und andere Komplikationen |
 | Infektionen oder Reaktivierung in der Schwangerschaft
→
Abort oder Frühgeburt (besonders
im 1. Trimenon) |
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 | chronische Infektion:
 | 1 % der Fälle |
 | Organpersistenz:
 | Q-Fieber-Endokarditis (fast nur bei vorbestehender Herzklappenerkrankung) |
 | selten:
 | Knocheninfektionen |
 | Lungeninfektionen |
 | Leberinfektionen |
 | Primärinfektion in der Schwangerschaft
→ öfter chronischen Infektionen |
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 | Reaktivierung:
 | durchstandene Infektionen →
andauernde
zelluläre und humorale Immunität |
 | selten Erregerpersistenz in Makrophagen →
Reaktivierung
während
der Schwangerschaft (geänderte
Immuntoleranz) oder bei Immunsuppression |
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Therapie:
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akute Infektion:
 |
Doxycyclin:
 |
Mittel der Wahl |
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2–3
Wochen Therapiedauer (bzw. 3 Tage nach Entfieberung) |
 | Leberwerte besonders
beachten!) |
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 | Kombinationen:
 | Doxycyclin+Clarithromycin |
 | Doxycyclin+Fluorochinolon
der Gruppe 3 oder 4 |
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Meningoenzephalitis:
 |
Chinolone |
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Chloramphenicol |
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chronischen Infektion:
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mindestens
einjährige Kombinationstherapie:
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Doxycyclin und einem Chinolon (vorzugsweise der Gruppe 3
oder 4) oder ggf. Rifampicin |
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Kombination von
Doxycyclin und Chloroquin |
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Prophylaxe:
 | Impfstoff steht für Laborpersonal und ähnliche
Risikoberufe zur Verfügung (Coxiella burneti) |
Meldepflicht:
 | Labor:
 | Nach § 7 IfSG ist der direkte oder
indirekte Nachweis von C. burnetii meldepflichtig, sofern der
Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. |
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 | niedergelassener Kollege:
 | nur meldepflichtig, wenn ein epidemiologischer
Zusammenhang vermutet wird (Ausbruch, mehrere Patienten betroffen o.ä. |
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 | siehe Tabelle:
Melde- und Erfassungspflicht nach IfSG |
Beratung und Spezialdiagnostik:
 | Konsiliarlaboratorium für Coxiella
burnetii
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart
Herr Prof. Dr. Dr. P. Kimmig
Frau Dr. C. Wagner-Wiening |
Siehe auch:
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